Donnerstag, 24. Februar 2011

17-Jähriger hält "Sklaven" und misshandelt Eltern


Ein jugendlicher Intensivtäter soll zwei Jungen wie Sklaven gehalten und zu Raubzügen gezwungen haben. Beim Prozess-Auftakt gab er Gewalt gegen die Eltern zu.
Ein 17-Jähriger, der in Düsseldorf zwei Jungen wie Sklaven auf dem Dachboden gehalten haben soll, ist vorher schon gegen seine Eltern gewalttätig geworden. Das räumte der jugendliche Intensivtäter zum Prozessauftakt ein, wie ein Sprecher des Düsseldorfer Amtsgerichts über die nicht öffentliche Sitzung berichtete. Zu den Kernvorwürfen habe der 17-Jährige Emre allerdings geschwiegen.
Die Anklage wirft ihm unter anderem Freiheitsberaubung und Betrug vor. Die Ermittler hatten im Oktober 2010 auf einem eiskalten Dachboden zwei 13 und 15 Jahre alte Jungen befreit. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass die beiden Diebstähle für ihren Peiniger begehen sollten. Außerdem soll Emre versucht haben, Geschäftsleute mit einer fingierten Spendenaktion abzuzocken. Seit Herbst sitzt er in Untersuchungshaft. Ihm drohen mehrere Jahre Gefängnis.
Für den ersten Verhandlungstag vor dem Jugendschöffengericht des Amtsgerichts waren 18 Zeugen geladen – darunter Geschäftsleute und Jugendliche, die möglicherweise Opfer des Angeklagten wurden. Auch der ältere der beiden Jungen, die auf dem Dachboden über der Wohnung von Emres Eltern festgehaltenen worden sein sollen, sagte aus. Überraschenderweise wollte er den Angeklagten nicht belasten. Er und der andere Junge seien freiwillig auf dem Dachboden gewesen. Die Tür sei abgeschlossen gewesen, um Emres Eltern fernzuhalten. Ob sich der Junge möglicherweise aus Angst vor Emre in dieser Weise äußerte, wollte der Gerichtssprecher nicht kommentieren.
Wie der Sprecher sagte, gab Emre zu, im Juni 2010 seiner Mutter mit der Faust auf den Kopf geschlagen und ihr eine Prellung zugefügt zu haben. Seinen Vater habe er mit einem Messer bedroht. Um der Drohung Nachdruck zu verleihen, habe er das Küchenmesser mit der ungefähr 20 bis 30 Zentimeter langen Klinge in die Tür einer Kommode gestochen. Die Eltern sollen mit der Erziehung völlig überfordert gewesen sein, wie die Ermittler nach Emres Festnahme gesagt hatten.

Donnerstag, 17. Februar 2011

Sohn von Kim Jong-il ist Eric Claptons größter Fan?


Singapur:
Eric Clapton hat viele Fans, doch ein besonders eingefleischter Bewunderer stammt aus Pjöngjang. Kim Jong-chol, der zweite Sohn des nordkoreanischen "geliebten Führers" Kim Jong-il, scheut keine Kosten und Mühen, um den Musiker mit dem Spitznamen "Slowhand" so oft wie möglich live auf der Bühne zu erleben.
So wurde der 30-Jährige in dieser Woche in Singapur auf dem Konzert der Rocklegende gesichtet. Er hatte sich mit seiner Leibgarde und einigen Damen unter die Fans auf den VIP-Sitzen gemischt und jubelte seinem großen Idol zu. Mit Ohrring und ganz in Schwarz wiegte er sich entrückt zu den Gitarrensoli und fühlte sich "Wonderful tonight".
Von seinen Begleitern ließ er sich stolz vor der Bühne des Indoor-Stadions fotografieren. Als aber andere Zuschauer ihn selbst knipsen wollten, blockierten seine Leibwächter die Kameras. Jong-chol war inkognito hier.
Er soll als Junge ein Internat in der Schweiz besucht haben und galt eine Weile als designierter Nachfolger seines Vaters. 2002 hatte er den Diktator auf zahlreiche Inspektionsreisen begleitet. Gleichzeitig hatte der staatliche Propagandaapparat die Tugenden seiner Mutter gepriesen und somit den Weg an die Landesspitze für ihn geebnet. Doch die Kampagne endete so plötzlich, wie sie begonnen hatte. Gerüchten zufolge leidet Jong-chol wegen früheren Steroid-Missbrauchs an anormalen Testosteron-Werten und ist seinem Vater zu "mädchenhaft".
Anstatt sich also wie sein jüngerer Bruder Jong-un daheim auf die Pflichten eines Staatschefs vorzubereiten, kann er im Ausland die Puppen tanzen lassen. Er soll sich schon seit Anfang Februar in Singapur vergnügen und mit beiden Händen das Geld für Schmuck und Souvenirs ausgegeben haben. Bisher allerdings war er von den örtlichen Medien nicht erkannt worden.
Überhaupt ist der junge Mann ein wenig medienscheu. Das letzte Mal, dass er in der Öffentlichkeit aufgetaucht war, war 2006 in Deutschland gewesen - bei einem Eric-Clapton-Konzert.
Kim Jong-chol hatte den Sänger und Gitarristen sogar schon einmal für ein Konzert in Pjöngjang eingeladen. 2008 hatte die nordkoreanische Botschaft in England bei Clapton diesbezüglich angefragt. Bisher aber kam es nicht dazu.

Samstag, 5. Februar 2011

Cannabis Schädlich für Gesunde, nützlich für Kranke :

Studien bestätigen, dass Kiffen zu Psychosen führen und das Gehirn beeinträchtigen kann. Andererseits kann der Cannabis-Wirkstoff THC auch in der Medizin eingesetzt werden. In Deutschland will die Regierung künftig Cannabis auf Rezept erlauben.


Der Cannabis-Konsum bei Jugendlichen hat sich laut der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen innerhalb der vergangenen zehn Jahre verdoppelt. Drogenbeauftragte warnen vor der psychischen Abhängigkeit, die das Kiffen auslösen kann. Gefährlich ist auch die steigende Konzentration von Tetrahydrocannabinol (THC), dem berauschenden Wirkstoff von Cannabis. Lag der Gehalt von THC in Cannabisprodukten früher bei fünf Prozent, ist er heute bis zu sechsmal so hoch, sagen Wissenschaftler. Für Peter Melchers, Chefarzt der Kinder- und Jugendpsychiatrie im Kreiskrankenhaus Gummersbach, besteht ein "Zusammenhang zwischen der immer höheren Konzentration des THCs in den Cannabisprodukten und einer ganz gravierenden Zunahme der Begleiterkrankungen".



Der in Cannabis enthaltene Wirkstoff THC kann auch als Medikament eingesetzt werden, zum Beispiel, um die Schmerzen von Krebspatienten zu lindern oder die Symptome von Multipler Sklerose zu mildern. Bisher mussten Betroffene langwierig darum kämpfen, solche Medikamente nutzen zu dürfen: Bundesweit gibt es derzeit nur 40 Patienten, die Cannabis-Medikamente beziehen.
Das soll sich jetzt ändern. Die schwarz-gelbe Koalition hat am Dienstag beschlossen, Cannabis zur Therapie von Schwerkranken zuzulassen. Allerdings nur unter strengen Voraussetzungen: nur bei bestimmten Diagnosen und als sogenanntes Betäubungsmittelrezept, das nicht alle Mediziner ausstellen dürfen. Der übrige Konsum von Cannabis bleibt auch weiterhin verboten.

Suchtexperte Rainer Thomasius vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf fügt hinzu: "Wir hatten noch nie so viele cannabisabhängige Kinder und Jugendliche, wie das zur Zeit der Fall ist". Dem Mediziner zufolge sind deutschlandweit mindestens 150.000 Kinder und junge Erwachsene abhängig. "Fünf bis zehn Prozent einer Altersgruppe weisen problematische Cannabis-Konsummuster auf, in Großstädten sind bis zu 50 Prozent der Schülerinnen und Schüler cannabiserfahren."

Wer regelmäßig kifft, könne dauerhafte Erkrankungen wie eine Psychose riskieren, warnen die Mediziner. "Das kann im Extremfall auch dazu führen, dass Menschen schon in sehr jungen Jahren in eine Behinderung einmünden, indem eben diese ausgebrochene Psychose nicht mehr reversibel ist", sagt Melchers. Verschiedene Untersuchungen liefern zudem Hinweise, dass es einen Zusammenhang zwischen Kiffen und der späteren Entwicklung psychotischer Störungen gibt.

Eine dieser Studien orientiert sich an Beobachtungen, die in den 60er-Jahren in Jamaika gemacht wurden. Dort fiel auf, dass überdurchschnittlich viele Menschen kifften und an Psychosen erkrankten. Gleichzeitig wurde beobachtet, dass manche "Kampf-Kiffer" keinen Schaden davon trugen. Die niederländische Psychologin Cecile Henqet ging diesem Widerspruch auf den Grund. In Tests stellte sie fest, dass neben dem frühen Einstiegsalter eine bestimmte genetische Veranlagung zu psychischen Störungen führen kann. Drei Gentypen konnten identifiziert werden.

Die ungünstige Genvariante erhöht das Psychose-Risiko um das Fünffache. Testpersonen mit entsprechender genetischer Veranlagung bekamen beispielsweise schon nach einem Joint Wahrnehmungsstörungen und schnitten im Versuch schlechter ab. Das höchste Risiko, an einer Psychose zu erkranken, haben laut Testergebnis sehr junge Einsteiger, regelmäßige Kiffer und Cannabiskonsumenten mit einer ungünstigen Genvariante. Kommen diese drei Voraussetzungen zusammen, riskiert der Betreffende möglicherweise seine geistige Gesundheit.

Dass regelmäßiger Cannabis-Konsum dem Gedächtnis schadet, zeigt eine griechische Studie. Dabei verglichen Forscher des Universitätskrankenhauses in Patras drei Kontrollgruppen miteinander. Die erste Gruppe konsumierte Cannabis mindestens viermal die Woche über zehn Jahre lang, die zweite Gruppe fünf bis zehn Jahre lang und die dritte Gruppe bestand aus Abstinenzlern. Das Ergebnis der Studie zeigt, dass die Merkfähigkeit, die Aufmerksamkeit und die Reaktionszeiten der 17- bis 49-jährigen Testpersonen durch jahrelanges Kiffen deutlich nachlassen. Faktoren wie Alter, Geschlecht, Bildung und Intelligenzquotient wurden herausgerechnet, so die Forscher.






Rauchverbot in Amsterdam: Kiffen erlaubt - aber nur Hasch pur!

Amsterdam gilt als Kiffer-Paradies, doch jetzt fürchten viele Coffeeshop-Besitzer um ihre Existenz:
In Kürze tritt in niederländischen Cafés ein absolutes Rauchverbot in Kraft - allerdings nur für Tabak. Wer Hasch pur rollt, darf weiter qualmen.

In Amsterdam, nicht weit vom Blumenmarkt entfernt, liegt in einer kleinen Seitengasse der Coffeeshop "De Tweede Kamer". An der Wand hängt ein Bild von Königin Juliana mit Prinz Bernhard, links daneben, etwas höher, das von Königin Wilhelmina. Wie Rauchkringel schlängeln sich weiße Ornamente zwischen den Bildern nach oben. Seit 1985 gibt es die "Tweede Kamer", der Coffeeshop sei eine Institution in der Stadt, eine Art Museum für die Amsterdamer, erzählt Betreiber Paul Wilhelm stolz.

Doch jetzt fürchtet Wilhelm um die Zukunft seines Geschäfts. Denn wenn in den Niederlanden am 1. Juli das Rauchverbot für Restaurants, Bars und Cafés in Kraft tritt, soll der blaue Dunst auch aus den mehr als 700 Coffeeshops verbannt werden. Noch bemühen sich die Verbände um eine Ausnahmeregelung, doch die Chance dafür sei sehr gering, sagt Mark Jacobsen, Vorsitzender des BCD, eines landesweiten Verbands von Coffeeshop-Betreibern. Das Rauchverbot findet er schlicht absurd: "In ein Café kommst du, um etwas zu trinken, in ein Restaurant, um zu essen, und in einen Coffeeshops kommst du, um zu rauchen. Rauchen muss erlaubt sein im Coffeeshop."
Doch Gesundheitsminister Ab Klink will keine Ausnahme zulassen. Auch Arbeitnehmer in einem Coffeeshop verdienen Schutz vor Tabakrauch, besteht der Minister auf dem Verbot. Paul Wilhelm kann dieses Argument nicht nachvollziehen: Wer sich in seinem Coffeeshop als Arbeitnehmer bewerbe, wisse doch, dass Rauchen das Kerngeschäft des Unternehmens sei. "Wenn die Jungs das Alter haben, dass sie nach Afghanistan geschickt werden können, dann braucht man mir nicht weiszumachen, dass man sie schützen will vor Arbeiten im Rauch. Die Menschen sind doch alt genug. Sie dürfen zur Wahl gehen, sie dürfen in den Krieg - und dann dürfen sie das nicht selbst entscheiden?"
"Verkehrte Welt"
Weil das Gesetz ausschließlich zum Schutz vor Tabakrauch geschaffen wurde, führt es in den Niederlanden zu einer grotesken Konsequenz. Denn wer seinen Joint pur konsumiert, darf sich im Coffeeshop gemütlich zurücklehnen, wer es hingegen weniger stark bevorzugt und auch Tabak in seinen Joint dreht, müsste das Lokal der Regelung zufolge verlassen. Darüber kann Paul Wilhelm nur den Kopf schütteln: "Das klingt für mich ein wenig so, als gehst du in ein Café, dort darfst du eine Flasche Bier kaufen, aber die darfst du drinnen nicht trinken. Was du aber trinken darfst, sind Whiskey, Rum und Wodka."
Ob jemand seinen Joint nun pur raucht oder doch heimlich etwas Tabak verbrennt, wird ohnehin schwer nachzuprüfen sein. Mark Jacobsen bezweifelt, dass ab Juli sofort umfangreiche Kontrollen einsetzen: "Wir müssen mal sehen, wie streng das kontrolliert wird. In der Praxis soll das so sein, dass, wenn jemand einen Joint raucht, ein Beamter reinkommt. Der muss dann den Joint beschlagnahmen und ihn in ein Labor schicken, um zu testen, ob Tabak drin ist. Das ist so umständlich, dass es viele Probleme verursacht. Ich erwarte das erste Jahr keine strenge Handhabung." Ein wenig sei das alles wie verkehrte Welt, lacht Jacobsen: "In anderen Ländern ist es andersrum, da schauen sie, ob Cannabis drin ist."
Während kleinere Coffeeshops damit rechnen müssen, zu einer Art Cannabis-Kiosk zu verkümmern, wo man zwar einkauft, sich aber nicht länger aufhält, bleibt größeren Coffeeshops die Möglichkeit, einen abgeschlossenen Raucherraum einzurichten, in dem kein Personal bedienen darf. Mark Jacobsen will eine Wand längs durch seinen Coffeeshop "The Rookies" ziehen. Damit werde der Tresen vom restlichen Raum abgetrennt und es entstehe einer der größten Raucherräume von Amsterdam.
"Es wird mehr auf der Straße geraucht"
In der kleinen "Tweeden Kamer" hingegen wird es kaum möglich sein, das Personal hinreichend vor dem Tabakqualm der Gäste abzuschirmen. Doch wie ein chinesisches Restaurant das Essen allein zum Mitnehmen verkauft, will Paul Wilhelm seinen Coffeeshop nicht betreiben. "Das Herz der 'Tweeden Kamer' ist immer der soziale Kontakt gewesen, die Diskussionen, das Gespräch, das Lesen einer Zeitung, Reden über Politik. Und das macht man kaputt, durch einen - in meinen Augen - lächerlichen Beschluss."
Während Wilhelm sich um das gesellige Miteinander in seinem Coffeeshop sorgt, hat Gesundheitsminister Klink eine andere Sicht auf Coffeeshop-Besucher. Seinen Brief an den Coffeeshop-Verband LOC, in dem er das Tabakrauchverbot für Coffeeshops verteidigt, schließt der Minister mit den Worten: "Es könnte ein positiver Nebeneffekt des Rauchverbots sein, dass sich Konsumenten, die den ganzen Tag im Coffeeshop rumhängen, andere Beschäftigungen suchen werden."
Die mehr als eine Million Touristen jährlich, die den Amsterdamer Coffeeshops ihren Besuch abstatten, werden in Zukunft ihre Joints öfters auf der Straße rauchen, vermutet Mark Jacobsen. "Es wird an vielen anderen Orten geraucht werden. Auf der Straße, im Park, zu Hause. Es wird eine Verschiebung geben, wo Cannabis konsumiert wird." Falls sich vor dem Coffeeshop eine kiffende Menschentraube bildet, ist der Inhaber des Lokals dafür verantwortlich, diese zu zerstreuen. Sollte das trotz sichtbarer Mühe nicht gelingen, schlägt Minister Klink vor, ein Kiffverbot vor dem Coffeeshop auszusprechen.
"Verboten, aber doch geduldet"
Eine bereits erprobte Praxis. Februar 2006 wurde im Amsterdamer Stadtteil "De Baarsjes" auf dem Platz Mercatorplein der Konsum von Cannabis untersagt. Vor allem für Jugendliche aus den Stadtteilen, in denen es weniger Coffeeshops gibt, entfaltet "De Baarsjes" mit seinen 15 Coffeeshops eine anziehende Wirkung. Das städtische Amt für Statistik bestätigt das Verbot als wirkungsvolles Mittel. Die Belästigung durch jugendliche Kiffer sei gesunken und das Sicherheitsgefühl in der Umgebung des Platzes gestiegen.
Die Parteien GroenLinks und Demokratie 66 bezweifeln jedoch die Aussagekraft dieser Untersuchungen, wie die Amsterdamer Zeitung "Het Parool" Ende Januar 2008 berichtete. Man sollte auch die Anwohner am nahe gelegenen Columbusplein befragen, die seit Einführung des Verbots durch mehr kiffende Jugendliche belästigt würden als vorher.
Noch hofft Wilhelm auf eine Ausnahme vom Rauchverbot. Ab Juli werde er in der "Tweeden Kamer" das Rauchen von Zigaretten untersagen, auch werde er seine Gäste darüber in Kenntnis setzen, dass sie keinen Tabak in ihre Joints drehen dürfen. Aber jeden einzelnen Joint, den jemand in seinem Lokal raucht penibel zu überprüfen – das habe er nicht vor. Vielleicht bekomme die Kontrolle des Rauchverbots für Coffeeshops eine niedrige Priorität und es entstehe – typisch Holland – eine Situation, in der das Rauchen zwar offiziell verboten, aber dennoch geduldet werde.
"Aber vielleicht ist das Wunschdenken", sagt Paul Wilhelm.

Freitag, 4. Februar 2011

Fed-Chef warnt vor katastrophaler Schuldenkrise



Ben Bernanke sieht die USA trotz guter Konjunkturzeichen in einer kritischen Lage
Schuldengrenze liegt bei 14,3 Billionen Dollar und dürfte im Mai ausgereizt sein. Die Arbeitslosenquote sinkt im Januar von 9,4 auf 9,0 Prozent


Der Chef der amerikanischen Notenbank Fed, Ben Bernanke, gab seinen Zuhörern Zuckerbrot und Peitsche. Ja, es gäbe hoffnungsfrohe Signale für die US-Wirtschaft. Die Verbraucher gäben wieder mehr Geld aus und auch die Banken meldeten eine steigende Kreditnachfrage. Doch dann sprach Bernanke mit der Verschuldung das Thema an, auf das derzeit am Ende jede politische Auseinandersetzung in den USA hinausläuft, ganz egal ob es zuvor ums Gesundheitssystem, Steuern oder den Afghanistankrieg geht. Es sei nicht wahrscheinlich, aber man solle damit auch nicht "herumspielen", dass die USA wegen der Schuldengrenze ihre Kredite möglicherweise nicht mehr bedienen könnten, so Bernanke. Er warnte damit indirekt vor einem Staatsbankrott. "Die Folgen für unser Finanzsystem, für die Finanzpolitik und die Wirtschaft wären katastrophal", sagte der Notenbankchef.
Dabei geht es hier im Grunde um ein jährlich wiederkehrendes Phänomen. Es gibt eine offizielle Schuldengrenze für den öffentlichen Haushalt. Doch da die regelmäßig gerissen wird, kommt es Anfang des Jahres zu einem Kampf zwischen Kongress und Präsident. Die Abgeordneten drohen damit, ihn auflaufen zu lassen. In diesem Jahr ist die Lage besonders verfahren, da die Republikaner den Umgang mit den Staatsfinanzen zu ihrem großen Wahlkampfthema gemacht haben. Bis zu 14,3 Billionen Dollar (10,4 Billionen Euro) dürfen sich die USA verschulden. Anfang Januar warnte Finanzminister Timothy Geithner bereits davor, dass dies spätestens im Mai ausgereizt sein könnte.
Dazu dürfe es nicht kommen, so Bernanke, und forderte den Kongress auf, die Schuldengrenze anzuheben. Seine Worte dürften auf die Republikaner nicht nur deswegen Eindruck machen, weil er der Chef der amerikanischen Notenbank ist. Bernanke wurde ursprünglich von Präsident Barack Obamas Vorgänger George W. Bush ins Amt geholt, und müsste aus diesem Grund erst Recht ihr Vertrauen genießen.
Natürlich sieht auch Bernanke keine Alternative zu einem straffen Sparkurs der Regierung. Sollte die Politik das Haushaltsdefizit und die Staatsschuld nicht auf Dauer in den Griff bekommen, werden irgendwann die Investoren an den Finanzmärkten den USA kein Geld mehr leihen, sagte Bernanke. Wegen der Konjunkturprogramme und Rettungsaktionen im Zuge der Finanzkrise liegt das Etatdefizit bereits bei neun Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Noch wenige Jahre vor Ausbruch der Krise betrug es lediglich um die zwei Prozent. Dennoch betonte Bernanke, dass man die Debatte über Steuererhöhungen und Ausgabenkürzungen nicht mit der über die Schuldengrenze vermischen dürfe, um die Finanzmärkte nicht zu beunruhigen.
Zudem warnte er davor, die etwas besseren Konjunktursignale überzubewerten. Vor allem die Lage auf dem Arbeitsmarkt bleibe ein Problem. Dies wurde durch die Zahlen für Januar bestätigt. Zwar fiel die Arbeitslosenquote von 9,4 auf 9,0 Prozent. Doch der Stellenaufbau war im Januar äußerst schwach. Nur 36 000 neue Beschäftigte verzeichnete die größte Volkswirtschaft der Welt zum Jahresanfang. Ein Grund dürfte das kalte und schneefallreiche Winterwetter gewesen sein, dass das öffentliche Leben teilweise lahm gelegt hatte. Bis die Arbeitslosenquote wieder auf normales Niveau gesunken sei, werde es noch mehrere Jahre dauern, sagte Bernanke.
Er wies außerdem Befürchtungen zurück, dass die zuletzt kräftig gestiegenen Lebensmittelpreisen das Preisniveau gefährden. "Die Inflation bleibt insgesamt ziemlich niedrig", sagte Bernanke. Kritiker werfen der Fed allerdings vor, dass sie die Erholung der US-Wirtschaft bewusst herunterspiele und die wachsenden Inflationsrisiken ignoriere. Bernankes Äußerungen deuteten darauf hin, dass sich die Fed vorerst keine Sorgen um die Inflation macht und daher ihre Niedrigzinspolitik samt aller unkonventionellen geldpolitischen Maßnahmen noch länger fortsetzen wird. Durch ihre Ankäufe von US-Staatsanleihen versucht die Fed, die Wirtschaft in Schwung zu bringen. Sie wurde dadurch vor kurzem sogar zum größten Eigentümer von US-Staatsanleihen und damit vor China zum größten Gläubiger des eigenen Landes.
Vielleicht lassen die Republikaner Präsident Obama trotz der Warnungen Bernankes noch ein wenig zappeln. Doch am Ende dürften sie einlenken und einer Anhebung der Schuldengrenze zustimmen. Schließlich haben sie in einer ähnlichen Situation schon einmal ziemlich schlechte Erfahrungen gemacht. 1995 wollten sie den damaligen Präsident Bill Clinton zwingen, staatliche Programme abzuschaffen und einen Teil der Zahlungen zu stoppen. Doch damit konnten sie bei den Wählern nicht punkten. Diese wählten Clinton im Jahr darauf erneut ins Weiße Haus. Und nur ein paar Jahre später legte dieser gestützt von der guten wirtschaftlichen Entwicklung einen ausgeglichenen Haushalt vor.